Tag 1
Von Kollenbey nach Schnellroda
28,7 Km
10 Jahre ist es her, dass ich Mike „Jäger Lüttich“ fragte, ob wir diese Strapazen wieder auf uns nehmen wollen. Er hat nur genickt und somit war es beschlossen.
Wir ziehen wieder zu Fuß nach Waterloo.
Da es vor fünf Jahren nicht möglich war sich frei zu bewegen, mussten wir den Trip auf dieses Jahr verschieben. Heute war es soweit. Wir sind von Kollenbey gegen 09:00 Uhr, nach dem wir uns von unseren Liebsten verabschiedeten, aufgebrochen.
Nach der Überquerung der Saale ließen wir Schkopau hinter uns. Weiter ging es über Burgstaden, Klobigau nach Oechlitz. Hier machten wir eine längere Pause bevor wir in Schnellroda den Tag ausklingen ließen. Es waren sehr schweigsame Kilometer, jeder hatte mit sich selbst zu tun, die aufkommenden Schmerzen an Schultern und Hüfte auszublenden.





Tag 2 am 27.05.2025
Von Schnellroda nach Zeisdorf
25,9 Km
Den vorigen Abend bot sich uns die Möglichkeit, unsere Ausrüstung zu ergänzen und zu verbessern. Gegen 08:00 Uhr sind wir von Schnellroda aufgebrochen und und haben 18:00 Uhr unser Etappenziel in Zeisdorf erreicht. Unser Weg führte uns über Steigra, Reinsdorf wo wir unsere erste Rast einlegten, weiter über Nebra (Unstrut) nach Memleben. In Memleben steht das Kloster und die Kaiserpfalz samt Museum. Was machen wir, wenn wir ein Museum sehen? Wir gehen rein. Mike hat sich alles angeschaut und ich nutze die Gelegenheit bei Kaffe und Kuchen zu entspannen. Natürlich mussten wir den anderen Besuchern des Museums auffallen und hatten die Gelegenheit unser Vorhaben und die Geschichte, die dahinter steckt zu erklären. Nach 1,5 Stunden setzten wir unseren Marsch, weiter Richtung Wohlmirstedt, fort. Auf dem Weg dahin wurden wir von unserem Freund und Helfer, der Polizei angehalten. Alles halb so wild, die beiden haben Informationen eingeholt und gleichzeitig ihr Interesse gestillt.
Aufgrund der zu erwartenden Witterung haben wir uns entschieden feste Unterkunft zu beziehen und haben die heutige Etappe in dem Gasthaus Kletterbachschänke beendet. Mike konnte endlich seine Küche zum Laufen bringen und brachte Nudeln mit Gulasch auf den Tisch. Diese Mahlzeit diente nicht nur der Kampfkrafterhaltung, sie schmeckte auch noch gut.










Tag 3 am 28.05.2025
Von Zeisdorf nach Sömmerda
33,6 Km
Die Nacht hat es angefangen zu regnen. Die Entscheidung war richtig, ein festes Quartier zu nehmen. Nach anlegen unseres Regenschutzes sind wir gegen 08:30 Uhr bei mäßigem Regen, unterbrochen von stärkeren Regenschauern, aufgebrochen. Uns bot sich sogleich die Möglichkeit für die folgenden Bergetappen zu trainieren. Über Lossa und Bachra zogen wir weiter bis Kölleda. Hier konnten wir endlich unsere Wohlverdiente Pause nach 17 Kilometer einlegen. Vor Bachra hat es aufgehört zu regnen. Links und rechts unseres Weges zogen Gewitter auf. Wir müssen auf die Leute solch einen Elenden Eindruck gemacht haben, das gleich vier angeboten haben uns mitzunehmen. Es fiel uns sehr schwer dem zu widerstehen. Weiter geht’s nach Sömmerda und die Aussicht auf ein weiteres festes Quartier. Ein befreundeter Landwirt von Mike, der unserem Status folgt, hat uns 2km hinter Kölleda abgefangen. Er hat uns zufällig gesehen, spendierte uns ein Motivationsbier und wir haben ihn mit Informationen der Erlebnisse aus unseren Wanderungen der letzten Jahre versorgt. Unser heutiges Ziel in Sömmerda war nicht mehr weit. Dafür viel uns jeder Schritt immer schwerer. Nun holte uns der Regen doch noch ein. Einen Kilometer vor dem Ziel sprach uns eine junge Frau an und lud uns zur Livemusik in der Bar „Piano“ ein. Wir haben dankend abgelehnt und erreichten nach rund 11 Stunden unser Tagesziel. Da Mike genauso fertig vom heutigen Tag war, kündigte er an, dass die Küche heute geschlossen bleibt.










Tag 4 am 29.05.2025
Von Sömmerda nach Großvargula
26,8 Km
Abmarsch gegen 08:30 Uhr. Kurze Pause in Werningshausen. Weiter über Henschleben und nördlich von Gebesee an der Unstrut eine Pause von einer Stunde eingelegt. Hier begegneten uns die erste Vatertagstour auf der Unstrut. Einige der Kanus sahen aus als würden sie bald Kentern. Vermutlich wegen dem Konsum alkoholischer Getränke. Wir sollten nach unserer Rast nur 2 km weit kommen. An der Unstrut mitten im Nirgendwo hat eine Gruppe junger Leute seit Mittwoch morgen den Vatertag eingeleitet. Auf uns aufmerksam geworden, wurden wir eingeladen etwas zu verweilen und von unserem Vorhaben zu berichten. Nach dem Genuss eines Bieres verabschiedeten wir uns und legten unseren Weg nach Großvargula fort. Auf dem Sportplatz des Dorfes fand ein kleines Dorffest statt. Hier haben wir festes Quartier in der Umkleide des Sportlerheimes gefunden und den Abend am Bierwagen ausklingen lassen.










Tag 5 am 30.05.2025
Von Großvargula nach Craula
26,4 Km
Wie den Tag zu vor, Abmarsch gegen 08:40 Uhr. Vor Nägelstedt eine kurze Pause eingelegt und die Möglichkeit gehabt die Füße im Kneipbad zu baden und abzukühlen. Welch eine wohltuende Wirkung doch kaltes Wasser auf geschwollene Füße haben kann. Weiter ging es nach Bad Langensalza, an dem Schlachtfeld von 1866 vorbei. In Bad Langensalza konnte ich mich in der Apotheke mit einigen Hilfsmitteln für meine Füße versorgen und machten bei einem Bäcker eine längere Pause. Bis hierher war ich froh, dass die Schmerzen in den Schultern von den Schmerzen in den Füßen ablenkten. Auch Mike trainiert täglich daran seine Schmerzen in den Schultern zu ignorieren. Nach anderthalb Stunden setzten wir uns wieder in Bewegung. Bis Zimmern ca. 5km war es mit meinen Füßen angenehm. Danach wurden die Schmerzen in den Füßen wieder stärker und wir mussten am Baumkronenpfad im Hainich erneut eine längere Pause einlegen. In dem hier liegenden Restaurant, welches wir in Anspruch genommen haben konnte, ich wieder meine Füße kühlen. Ein Handschuh voller Eiswürfel sollte hierfür genügen. Am Abend gegen 20:00 Uhr erreichten wir unser Tagesziel, Craula. Die Hotelbesitzer haben uns in Bad Langensalza gesehen und waren etwas verwundert und plötzlich abends auf Ihrer Terrasse stehen zu sehen. Wir konnten sie mit guten Worten und der Versicherung das wir keine Landstreicher sind überzeugen, dass wir hier übernachten können. Während unser Zimmer vorbereitet wurde, führten wir eine angeregte und interessante Unterhaltung mit einer Familie aus dem Raum Nürnberg. Nach dem ich meine Füße abermals, im vorhandenen Pool, in die Kühlung gegeben habe, leiteten wir die Nachtruhe ein. Statusmeldung von Mike, er hat die zweite Blase.












Tag 6 am 31.05.2025
Von Craula nach
26,4 Km
Deutschland benötigt mehr Brücken, dann muß Man nicht Berg auf und ab gehen. Wecken wie gewohnt 06:30 Uhr, Frühstück um 08:00 Uhr. 09:30 mussten wir schweren Herzens dieses Idyllische Kleinod verlassen. Nach 9,3 km durch den Wunderschönen Hainich erreichten wir Berka vor dem Hainich. Hier haben wir uns als erstes mit Wasser versorgt und trafen den Herren wieder, der uns hier vor 10 Jahren zu einem Bier eingeladen hat. Weiter unten im Ort fand gerade ein Volleyballturnier und die Vorbereitungen zum 990-jährigen Dorfjubiläum statt. Hier platzen wir unerwartet rein und wurden von dem Organisationsteam aufs freundlichste aufgenommen und von Jens’er mit reichlich Radler versorgt. Gerne wären wir hiergeblieben, jedoch der Weg ist lang und wir mussten wieder aufbrechen. In Madelungen machten wir die nächste Rast und gingen über Pferdsdorf-Spichra weiter nach Hörschel. Beim Gasthof „Tor zum Rennsteig“ das Abendessen genossen und weiter zu unserem Ziel für den Tag, der Schutzhütte Neuenhof. Gegen 22:00 Uhr sind wir angekommen und eine halbe Stunde später waren wir froh in unseren Schlafsäcken zu liegen.










Tag 7 am 01.06.2025
Von Neuenhof nach Wildeck-Obersuhl
20 Km
Nach einer wenig erholsamen Nacht wurden wir gegen 06:30 Uhr von dem aufkommenden Regen geweckt. Wir ließen uns mit dem frühstücken (lecker Haferschleim) und packen Zeit.
Seit dem dritten Tag habe ich extrem Schmerzen in den Schienbeinen. Mit Blasen habe ich gelernt umzugehen (lernen durch Schmerz) aber das macht mich jetzt fertig. Bis heute hat sich trotz Bandagieren, kühlen und Schmerzmittel keine Besserung eingestellt.
Nach dem Regen sind wir gegen 09:30 Uhr abmarschiert. Es ging durch Lauchröden, vorbei an der hier stehenden Burgruine „Brandenburg“. Wir folgten weiter unserer Route in den Wald südwestlich von Lauchröden. Plötzlich mitten im Wald, beim Anstieg auf den Hügel waren die ausgewiesenen Wege, auf unserer Route, weg. Querwaldein und Bergauf fanden wir irgendwann wieder festeren Boden. Am Ende von unseren Kräften mussten wir wieder ins Dickicht, um das eben aufgezogene Unwetter auszusitzen. Wir schnappten unsere Planen und saßen wie eine Glucke auf der Ausrüstung. Nach zwei Stunden zog das Unwetter ab und wir verließen diesen elenden Hügel. Irgendwann erreichten wir wieder asphaltierten Boden und nach nur 20 km Tagespensum beendeten wir den heutigen Tag. Fix und fertig, ausgemergelt nahmen wir eine Unterkunft in Wildeck-Obersuhl.






Tag 8 02.06.2025
Wieder in Kollenbey
Wecken um 06:30 Uhr – um 07:00 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Frühstück.
Schon die beiden Treppen von der 1. Etage ins Erdgeschoss waren schwer zu bewältigen. „Soweit die Füße tragen“. Wenn sie es nicht mehr tun, bleibt keine Alternative.
Wer uns kennt, weiß, wie viele Emotionen, Zeit und Energie wir in unseren Marsch gesteckt haben. Von der Idee über die detaillierte Planung bis zur Vollendung der Ausrüstung. Doch wenn die Füße nicht mehr mitmachen, muss eine Entscheidung getroffen werden.
Schweren Herzens brechen wir unseren Marsch ab. Die Umstände lassen es nicht mehr zu, denn ich kann kaum noch laufen.

